Foto: Paul Munzinger

Dive4Diadema – Citizen Science unter Wasser

Zurzeit findet ein Massenaussterben statt. Das Citizen-Science-Projekt Dive4Diadema ist auf der Suche nach den letzten Diademseeigeln im Mittelmeer und im Roten Meer. Mit deiner Hilfe wollen wir das Verschwinden des Seeigels Diadema setosum untersuchen und sein Vorhandensein oder Fehlen im Mittelmeer und im Roten Meer dokumentieren.

Mach mit und beteiligen dich an dem Citizen Science Projekt Dive4Diadema!

Foto: Heinz Krimmer
Foto: Paul Munzinger

Wie sehen sie aus?

Diadema setosum (Leske, 1778) hat extrem lange, schwarze, hohle Stacheln. Sie kann von anderen Arten durch fünf charakteristische weiße Punkte auf dem Körper unterschieden werden. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal der Art ist ein leuchtend orangefarbener Ring um den Analkegel auf der Oberseite des Körpers. Einigen Exemplaren fehlen jedoch die weißen Punkte oder der orangefarbene Analring (oder beides), obwohl die meisten sie haben.

Wo leben sie?

Sie sind im Roten Meer, an der afrikanischen Ostküste und im westlichen Indopazifik heimisch. Als Neobiot ist Diadema setosum 2006 aus dem Roten Meer durch den Suezkanal in das Mittelmeer eingewandert und gehört derzeit zu den etablierten nicht-einheimischen Arten des Mittelmeeres. Es lassen sich jedoch zwei Gruppen genetisch unterscheiden. Die eine Gruppe war ursprünglich auf das Rote Meer und den Persischen Golf beschränkt und ist erst kürzlich in das Mittelmeer eingewandert. Die andere Gruppe ist an der Ostküste Afrikas und im westlichen Indopazifik zu finden.

Foto: Oliver Meckes
Foto: Oliver Meckes

Warum sind sie so wichtig?

Diadema setosum ist eine dämmerungs- und nachtaktive Art, die früher allgegenwärtig war. Als Weidegänger schränken sie das Algenwachstum ein, machen Platz für die Ansiedlung von Larven anderer Arten und hemmen die Ausbreitung von Algen, die langsamer wachsende Organismen, wie z. B. Korallen, verdrängen können.

Seeigel in Gefahr!

In den frühen 1980er Jahren und 2022 kam es in der Karibik zu einem Massensterben von Diadema antillarum, das durch einen Krankheitserreger verursacht wurde. Dies führte zu dramatischen Veränderungen in den Korallenriffen, die von Algen überwuchert wurden. Im Jahr 2009 starben 65 % aller Seeigel der Art Diadema africanum an der afrikanischen Ostküste und im Jahr 2018 waren es 93 % auf den Kanarischen Inseln. Jetzt, im Frühjahr 2023, hat ein Massensterben von Diadema setosum im Mittelmeer begonnen und breitet sich rasch auf das Rote Meer aus.

Foto: Bardanis Emmanouil

Wie kann ich mitmachen?

Alle Sporttaucherinnen und Sporttaucher sind aufgefordert, ihre Beobachtungen während ihrer Tauchgänge mit der kostenlosen, mehrsprachigen App für iPhone, iPad und Android Smartphones und Tablets zu melden. Jede Beobachtung von lebenden und toten Diademseeigeln hilft uns, mehr über das aktuelle Massensterben zu erfahren. Selbst wenn bei einem Tauchgang keine Seeigel gesichtet werden, ist dies eine wichtige Information, die gemeldet werden soll. Dive4Diadema ist eine gemeinsame Aktion von Tauchzentren, Reiseveranstaltern, Ausbildungsorganisationen und wissenschaftlichen Einrichtungen. Nur gemeinsam können wir es schaffen, die letzten Vorkommen des schwarzen, langstacheligen Diademseeigels zu finden und zu retten.

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Diademseeigel – Die Story

Foto: Bardanis Emmanouil

Gesunder Diademseeigel im Riff.

„Rasenmäher“ der Riffe

Seeigel sind eine der wichtigsten Tiergruppen in den Korallenriffen im Roten Meer. Sie ernähren sich von Algen und sind daher auch die „Rasenmäher“ der Riffe. Sie dämmen die Ausbreitung von Algen ein und schaffen damit Platz für die Ansiedlung von Larven und langsamer wachsenden Organismen, wie beispielweise Korallen, Muscheln und Moostierchen. Durch das Abnagen der Algen findet auch gleichzeitig eine starke Bioerosion des Untergrundes statt. Besonders fleissig sind die Seeigel aus der Gruppe der Diadem-Seeigel, von denen es weltweit neun Arten gibt, die in allen wärmeren Meeren vorkommen. Der Diadem-Seeigel Diadema antillarum in der Karibik kann so jährlich bis zu 9,7 kg Kalksediment von einen Quadratmeter Korallenriffe abschaben. Das schafft neue Lebensräume unter Wasser und weiße Sandstrände.

Massensterben

Von der karibischen Art Diadema antillarum sind wiederholte Massensterbeereignisse bekannt, die in den frühen 1980er Jahren ihren Höhepunkt durch einen im Wasser übertragenen Krankheitserreger erreichten. In der Karibik sind damals 98 % aller Diadem-Seeigel verschwunden. Die Überlebenden konnten sich in den letzten Jahren langsam wieder erholen, aber 2022 starben erneut etwa 95 % aller Seeigel. Wissenschaftler konnten in der Karibik den Einzeller Philaster apodigitiformis als Krankheitserreger identifizieren, der bereits ein bekannter Parasit bei Fischen ist. In anderen Regionen scheint hingegen das Bakterium Vibrio alginolyticus der Übeltäter zu sein, das zusammen mit hohen Wassertemperaturen zu den Massensterbeereignissen führte. Beide Krankheitserreger führen beim Diadem-Seeigel zum Absterben der Zellen und dem typischen Stachelverlust, der meistens als erstes bemerkt wird.

Foto: Bardanis Emmanouil

Massensterben der Diademseeigel.

Foto: Ralph Schill

Karibisches Korallenriff, das von Algen überwuchert ist.

Dramatische Veränderungen in den Korallenriffen

Das Verschwinden führte in den entsprechenden Regionen zu dramatischen Veränderungen der Korallenriffe und der gesamten biologischen Vielfalt unter Wasser. Innerhalb kurzer Zeit verwandelten sich die farbenfrohen und artenreichen Korallenriffe zu einer mit Algen überwachsenen und artenarmen Rifflandschaft. 2009 fand vor Ostafrika ein weiteres Massensterbeereigniss statt, bei dem 65 % der Diadem-Seeigelart Diadema africanum starben und 2018 sind rund um die Kanarischen Inseln 93 % aller Diadem-Seeigel gestorben. Auch hier hat dies zu einer starken Veränderung unter Wasser geführt, bei denen sich Algen kräftig ausbreiteten.

Eingewandert ins Mittelmeer

Eine Gruppe der Art Diadema setosum kommt im westlichen Pazifik und an der Ostküste Afrikas vor, eine andere, die ursprünglich auf das Rote Meer und den Persischen Golf beschränkt war, ist jedoch in den letzten Jahren wie viele andere Meerestiere und -pflanzen über den Suezkanal als Neobiot ins Mittelmeer eingewandert. 2006 wurde Diadema setosum zum ersten Mal vor Kaş in der Türkei beobachtet. Er hat er sich entlang der Küsten Griechenlands, des Libanons, Israels, Libyens und der ägyptischen Mittelmeerküste ausgedehnt und ist inzwischen im gesamten Mittelmeer zuhause.

Foto: Jacques Dumas

Als Neobiot ins Mittelmeer eingewandert.

Foto: Bardanis Emmanouil

Diadema setosum im Roten Meer vor dem Massensterben.

Fast vollständig verschwunden

Tote und sterbende Diadem-Seeigel wurden zum ersten Mal im Juli 2022 vor dem Hafen von Kastellorizo in Griechenland beobachtet. Aus den Einzelfällen wurde inzwischen ein Massensterben, dass sich, wie einst die Einwanderung der Diadem-Seeigel vom Roten Meer über den Suezkanal ins Mittelmeer, nun in umgekehrte Richtung ins Rote Meer mit großer Geschwindigkeit fortsetzt. Bis vor kurzem konnte man bis zu 30 Tiere pro Quadratmeter der dämmerungs- und nachtaktiven Art finden. Inzwischen findet man nur noch wenige Tiere entlang der Küste von Aqaba, Eilat bis an Südspitze der Sinai-Halbinsel und auch auf der saudi-arabischen Seite. Welche Auswirkungen das auf die Korallenriffe im Roten Meer haben wird, ist noch nicht ganz klar. Die Erfahrungen aus der Karibik und anderen Regionen lassen aber vermuten, dass die durch den Klimawandel und die wärmeren Wassertemperaturen schon so sehr gestressten Korallenriffe sich verändern werden.

Wissenschaftliche Literatur

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Alwin Hylkema, Adolphe O. Debrot, Esther E. van de Pas, Ronald Osinga, Albertinka J. Murk (2022). Assisted Natural Recovery: A Novel Approach to Enhance Diadema antillarum Recruitment. Front. Mar. Sci., Sec. Coral Reef Research, Volume 9: 929355.

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Ola Mohamed Nour, Sara A.A. Al Mabruk, Mohammed Adel, Maria Corsini-Foka, Bruno Zava, Alan Deidun, Paola Gianguzza (2022). First occurrence of the needle-spined urchin  Diadema setosum (Leske, 1778) (Echinodermata, Diadematidae) in the southern Mediterranean Sea. Bioinvasions Rec.11, 199–205.

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Rotem Zirler, Lisa-Maria Schmidt, Lachan Roth, Maria Corsini-Foka, Konstantinos Kalaentzis, Gerasimos Kondylatos, Dimitris Mavrouleas, Emmanouil Bardanis, Omri Bronstein (2023). Mass mortality of the invasive alien echinoid Diadema setosum (Echinoidea: Diadematidae) in the Mediterranean Sea. R. Soc. Open Sci.10:230251.

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